Alles in Eigenregie: Julia und Niklas Jessen, Gründer des Designunternehmens Schneid Lighting & Furniture, überlassen nichts dem Zufall. Von der Entwurfsskizze über die Produktentwicklung bis zum Verpackungsdesign und Webauftritt entwickeln sie alles selbst. Ihr sicheres Gespür für ikonische Formen, subtile Farben und harmonische Proportionen hat den Designflüsterern schon so manchen Preis und eine große Fangemeinde eingebracht. Wir sprachen mit dem Lübecker Duo über Nachhaltigkeit, langfristiges Wachstum, Familienzuwachs und darüber, wie alles begann.
Angefangen?at alles vor fünf Jahren. Damals, nach einigen Jahren Berufsleben als Architekt, keimte in Niklas der Wunsch auf, etwas mit den eigenen Händen zu erschaffen. Eigene Produktideen zu Papier zu bringen und diese umzusetzen. Einen engen Bezug zu Materialien hatte er von jeher, nicht zuletzt durch seine Ausbildung zum Zimmermann. Mit der Anschaffung eines Lasercutters – quasi als Initialzündung – begann er erste Entwürfe zu realisieren. In dieser Zeit lernte Niklas zudem seine jetzige Partnerin Julia kennen. Auch sie entdeckte nach einem Literaturstudium und inspiriert von Niklas gerade ihre Liebe zum kreativen Arbeiten und zum Handwerk wieder. Gemeinsam brachten sie dann 2012 in Lübeck ihr Designunternehmen Schneid Lighting & Furniture an den Start. Seitdem ist viel passiert.
Eine komplette Produktrange ist entstanden, bestehend aus Leuchten, Keramik, Möbeln und Accessoires, gefertigt in Kooperation mit unterschiedlichen Handwerksbetrieben und Manufakturen, die meisten mit Sitz in der Region. Einige Objekte wie die ‘Zappy’ entstehen in Handarbeit in der eigenen Werkstatt. Nachhaltige Produktion made in Germany sowie der Einsatz von ökologisch verantwortungsvollen Werkstoffen liegt ihnen ebenso am Herzen wie das Wiederbeleben traditioneller Techniken. „Wir glauben an die Verbindung von Handwerk und modernem Design“, erklärt Julia. Mit ihren hochwertigen, teilweise ikonischen Objekten, einige darunter gleich mehrfach Designpreis-prämiert (z.?B. die Leuchten ‘Eikon’ oder ‘Zappy’), beweisen die Lübecker immer wieder ihr sicheres Gespür für Formen, Farben und Proportionen. Sämtliche Entwürfe entstehen in Gemeinschaftsarbeit. „Wir müssen beide völlig von einer Produktidee überzeugt sein, bevor wir sie auf den Markt bringen“, erläutert Julia. Ohnehin wollen sie sich nicht unter Druck setzen, jedes Jahr eine komplett neue Kollektion herausbringen zu müssen. Julia: „Das ergibt für uns keinen Sinn. Uns ist wichtig, dass unsere Produkte eine Relevanz haben. Wir wachsen lieber langsamer, dafür aber nachhaltig.“
Nebenbei wurde peu à peu ein mittlerweile bereits weltweites Vertriebsnetz aufgebaut. Zu den ersten Einrichtern, die Schneid-Produkte ins Programm aufnahmen, gehörte Lys Vintage in Hamburg. Nach und nach kamen bundesweit und über Deutschlands Grenzen hinaus viele weitere, überwiegend kleinere Interior-Händler hinzu. Und auch im eigenen Onlineshop sowie z.?B. über Connox sind die Kollektionen zu beziehen. Parallel dazu hat sich Schneid ein Netzwerk von Architekten und Innenarchitekten aufgebaut, die die Leuchten und Möbel gerne in ihren Projekten einsetzen.
Geschichtsträchtiger Firmensitz ist eine historische Schiffswerft, eine frühere Lehrwerkstatt, in der Julias Urgroßvater noch gelernt hat. Von Grund auf renoviert, wurde der charakteristische Industrie-Charme erhalten. („Wir haben monatelang geschuftet!“) Jetzt gibt es viel Platz für Atelier, Prototypen-Werkstatt, Lager, Foto-Studio, Showroom und Versand. Und auch als Spielplatz dürfte sich die Location eignen. Nicht ganz unwichtig. Denn neben dem Aufbau ihrer Firma sind Julia und Niklas vor zwei Jahren auch noch Eltern einer kleinen Tochter geworden. So wie ihr Unternehmen – ebenfalls ein Langzeit-Projekt.
Heike Gessulat