Oki sato
Oki Sato / Nendo

"Design sollte einfach und freundlich sein"

Oki Sato gilt mit seinem 2002 gegründeten Designstudio Nendo als Vertreter eines reflektierten Minimalismus. Das beeindruckende Referenz-Portfolio des Japaners reicht von Apple und Coca-Cola über Luxusmarken wie Swarovski und Louis Vuitton bis hin zu Möbel- und Leuchten­herstellern wie z. B. Fritz Hansen, Flos, Minotti oder Louis Poulsen. Der 45-Jährige gewann zahlreiche Preise und wurde 2012 von Wallpaper zum „Designer des Jahres“ gekürt. Nach dem Salone del Mobile steht für ihn in diesem Jahr noch die Neugestaltung von Frankreichs Schnellzug TGV auf der To-Do-Liste. Wir ließen uns von dem Vielbeschäftigten sein Designverständnis erläutern.


Oki Sato, Sie sind weltweit als Mr. Nendo bekannt. Das von Ihnen 2002 gegründete Designstudio hat seinen Sitz in Tokio und ist seit 2005 auch in Mailand vertreten. Können Sie erklären, was Nendo wörtlich und auch für Sie persönlich bedeutet? Nendo bedeutet auf Japanisch ‚Lehm‘. Der Name spielt auf die Möglichkeiten formbarer Masse an – wie etwa „Play-Doh“-Knete. So wie wir mit „Play-Doh“ alles erschaffen können, was wir wollen, erlaubt uns die Designphilosophie von Nendo, flexible Ideen für uns selbst und unsere Produkte zu entwickeln.


Sie werden oft als Minimalist bezeichnet. Wie würden Sie selbst Ihre Designphilosophie beschreiben? Eine gute Idee muss etwas sein, das Sie Ihrer Mutter oder einem kleinen Kind erklären können, das nichts über Design weiß. Ich glaube, wir brauchen eine Geschichte, die so einfach zu verstehen ist, dass sie verbal vermittelt werden kann und die jeder teilen und fühlen kann. Ich möchte, dass meine Objekte für sich selbst sprechen, also ist es besser, dass sie einfach sind – ich möchte, dass die Botschaft sehr klar ist. Aber manchmal, wenn Sie es zu minimalistisch umsetzen, kann es als etwas zu kalt empfunden werden, was ich gerne vermeiden möchte. Minimalismus ist sicher eines der effektivsten Werkzeuge, um den Menschen und den Raum oder das Produkt um ihn herum zu verbinden. Ich denke aber, Design sollte freundlich sein und füge deshalb manchmal ein wenig Humor, wie ein Gewürz hinzu, um das Design freundlicher wirken zu lassen.


Sie sind klar in der asiatischen Kultur verwurzelt, arbeiten aber viel in Europa und haben Kunden über den gesamten Erdball verteilt. Warum haben Sie sich entschieden, neben Tokio auch ein Büro in Mailand zu eröffnen? Mit zunehmend mehr Projekten in Italien und Europa wollte ich fest zu Hause und nicht immer weit weg sein und mit unseren Auftraggebern angemessen an den verschiedenen Projekten zusammenzuarbeiten, die ja meist auf dem Verständnis ihrer Kultur und Bräuche beruhen.


Ihre Kundenliste ist beeindruckend und reicht von globalen Marken wie Apple und Coca-Cola über Luxushäuser wie Louis Vuitton und Cartier bis hin zu namhaften Möbelherstellern. Man sagt, niemand arbeitet gleichzeitig an so vielen Projekten wie Nendo. Was ist Ihr Management-Geheimnis? Wir haben ein Team von 50 Designern – spezialisiert auf Architektur, Produkt-, Grafikdesign und Filmproduktion und dazu zehn Projektmanager, die parallel in Tokio und Mailand arbeiten. Darüber hinaus haben wir viele spezialisierte Kooperationspartner, die mit uns als ein Team zusammenarbeiten. Diese Organisation ist in der Lage, nicht nur Designvorschläge zu machen und Ideen umzusetzen, sondern auch andere, für uns relevante Bereiche zu bedienen.


Wie begegnen Sie den Wünschen Ihrer Kunden? Ich versuche so mit meinen Kunden zusammenzuarbeiten, dass sie ihre eigene Leidenschaft für das Design entwickeln können und wir die Umsetzung der Ideen gemeinsam vorantreiben.


Sie arbeiten auch als Architekt und haben 2018 den Flagshipstore von Shiseido in Tokio gestaltet. Was ist der Unterschied im gesamten Gestaltungsprozess im Vergleich z.B. zu einer Home Collection,
Tableware oder einzelnen Objekten?
Die Geschichte der Marke ist wichtig, und Design ist dazu da, ihr eine physische Form zu geben. Da jedoch so viele Menschen an einem Architekturprojekt beteiligt sind, glaube ich, dass es notwendig ist, die Geschichte stärker und verständlicher zu machen, um die Richtung zu vereinheitlichen, in der alle arbeiten.


Zu Ihren aktuellen Projekten gehören skulpturale Vasen und Kerzenleuchter für Georg Jensen sowie Leuchten für Louis Poulsen. Wie gehen Sie an den Entwurf von Lichtobjekten heran? Wenn es um Licht und Farbe geht, habe ich das Gefühl, dass Europa da eine größere Farbpalette zulässt, während in Japan stattdessen eine Fülle von Abstufungen von Weiß bis Schwarz gefragt sind. Eines der Dinge, die die japanische Kultur aus gestalterischer Sicht schätzt, ist die Visualisierung unsichtbarer Elemente, wie Emotionen, Erinnerungen oder das Verstreichen von Zeit. Ich weiß nicht, wie erfolgreich ich diese Dinge tatsächlich ausdrücke, aber es ist definitiv etwas, worauf ich achte, wenn ich Designs kreiere.


Welche Projekte sind für Nendo von besonderer Bedeutung? Nach der Präsentation unserer neuesten Projekte auf dem Salone del Mobile, darunter unsere modularen Dining-Sessel „Torii“ für Minotti und Möbel für die Outdoor-Kollektion von Gervasoni, werden wir den TGV in Frankreich und den japanischen Regierungspavillon auf der Expo in Japan gestalten.

Die Fragen stellte Rüdiger Oberschür


Bild 1/2: Unter dem Namen Nendo gründete Oki Sato 2002 sein Designstudio in Tokio. Foto: Allan Abani

Bild 3: Die Leuchte „NJP Table“ für Louis Poulsen. Foto: Akihiro Yoshidaa

Bild 4: Die Sofa- und Sessel-Kollektion „Tape“ für Minotti. Foto: Alberto Strada

Bild 5: Der Stuhl „N02 Recycle“ für Fritz Hansen. Foto: Akihiro
Yoshidaa



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