„Von elementarer Kraft“ - Oscar Niemeyer-Bau für Leipzig
In Leipzig wird deutschlandweit das erst zweite Gebäude nach Entwürfen des brasilianischen Stararchitekten Oscar Niemeyer gebaut. Am Donnerstag, 27. April 2017, erfolgte auf dem Gelände der Kirow-Werke die Grundsteinlegung für ‚Sphere‘, einen kugelförmigen Bau nach den Plänen des 2012 verstorbenen Ausnahmekünstlers. Zu Gast war auch Jair Valera, der zu Lebzeiten Niemeyers engster Vertrauter und über Jahrzehnte sein Assistent war. Zudem nahmen Leipzigs Oberbürgermeister Burkhard Jung, der Kunsthistoriker und Direktor der Kunsthalle Bielefeld Friedrich Meschede und Ludwig Koehne, Geschäftsführer des Unternehmens Kranunion, an der Veranstaltung im Leipziger Stadtteil Plagwitz teil.
Bei ‚Sphere‘ handelt es sich um einen asymmetrischen Turmbau bestehend aus einer 12 m umfassenden Kugel mit gläserner Gitterstruktur, die auf einem zwei Meter breiten Sockel schwebt und künftig das architektonische Ausrufezeichen auf dem denkmalgeschützten Fabrikgelände darstellt. Die Eröffnung des Gebäudes ist für Mitte 2018 geplant.
„Dieser Bau wird in seiner eigenwilligen Fassadenform an die skulpturalen Museumsturmbauten des Spätwerkes von Oscar Niemeyer anknüpfen und künftig in einem Atemzug mit den Bauten in Niterói und Curitiba zu nennen sein“, sagt Ludwig Koehne, der als Geschäftsführer des Unternehmens Kranunion persönlich Kontakt zu Niemeyer aufgenommen und damit den Bauprozess initiiert hatte. „Es ist für uns eine große Ehre und Freude, dass Leipzig damit um ein außergewöhnliches Gebäude reicher wird. Darauf freuen wir uns sehr. Gleichzeitig wollen wir ein Zeichen für Leipzig als weltoffene und zukunftsorientierte Stadt setzen.“
Oscar Niemeyer hatte den Entwurf im Alter von 102 Jahren für die Leipziger Kirow-Werke angefertigt. Es ist die weltweit erste und einzige Altbausanierung des Mitbegründers der modernen Architektur. Der Bau wird öffentlich zugänglich sein und als Lounge über zwei Etagen mit Restaurant und Bar genutzt werden. Künftige Gäste können darin eine originale Strandskizze von Oscar Niemeyer bewundern, die eine gebogene Kachelwand zieren wird.
„Bei diesem Werk trifft Ästhetik auf Maschinenbau“, sagte Jair Valera, der einst als Trauzeuge an Niemeyers Seite stand und zur Grundsteinlegung eigens aus Rio de Janeiro angereist war. „Inmitten eines Industriebetriebes entsteht nun ein futuristisches Gebäude von elementarer Kraft ganz im Sinne Oscar Niemeyers. Hier werden wie bei seinen Werken üblich bautechnisch statische und lichttechnische Grenzen vollends ausgereizt. ‚Sphere‘ wird symbolisch auch die Leichtigkeit und Lebensfreude Brasiliens nach Leipzig transportieren.“