Qualitätskriterien für modulare Multilayer-Böden
Mit dem Aufschwung der modularen Multilayer-Böden (MMF) und der fortwährenden Markteinführung neuer Aufbau-Variationen hat sich die internationale Fußbodenlandschaft in kurzer Zeit maßgeblich verändert. Während die Verkaufszahlen steigen, macht die Produktfülle den Markt komplexer und erfordert mehr technisches Know-how bei der Vermarktung. Der MMFA e.V. will als europäischer Verband die weitere Entwicklung positiv gestalten und setzt dabei auf eigene Forschungsprojekte und das Mitwirken an einer konsequenten Normungsarbeit.
„Die Absatzzahlen für die MMFA-Mitglieder haben sich 2018 weiter nach oben entwickelt. Für 2019 erwarten wir im MMF-Segment in sämtlichen Produkt-Kategorien und in allen Märkten ein erneutes Umsatzplus“, erklärt Carl Ruland, Obmann des MMFA-Arbeitskreises Marktentwicklung.
Bei den MMF-Böden mit HDF-Träger (frühere MMFA-Klasse 1) schätzt der Verband den Anteil seiner Mitglieder am Weltmarkt aktuell auf mehr als 90%. MMFA-Produzenten hatten in dieser Kategorie schon im Jahr 2017 weltweit annähernd 10 Mio. qm abgesetzt, davon entfielen 80 % auf Deutschland, Österreich und die Schweiz. Im Jahr 2018 ging die Gesamtmenge mit 12 Mio. qm nochmals weiter nach oben.
Von den modularen Multilayer-Produkten auf Polymer- oder Polymerkomposit-Basis (frühere MMFA-Klasse 2) haben die MMFA-Mitglieder 2018 weltweit rund 62 Mio. qm verkauft (vgl. 2017: über 48 Mio. qm), davon über 31 Mio. qm (Vj.: 23 Mio. qm) in Westeuropa und rund 26 Mio. qm (Vj.: rund 21 Mio. qm) in Nordamerika. In Deutschland haben die MMFA-Mitglieder 2018 bei holzbasierten und polymerbasierten MMF-Produkten zusammen fast 20 Mio. qm (Vj.: knapp 15 Mio. qm) abgesetzt – Tendenz weiter steigend.
„Der Erfolg der MMF-Böden hat zahlreiche neue Anbieter auf die Märkte gelockt, die auch das Produktangebot deutlich erhöht haben“, erklärt MMFA-Präsident Matthias Windmöller, „daher müssen wir natürlich die Themen Qualitätskontrolle und Produkteigenschaften stets im Auge behalten. Eines unserer Verbandsziele heißt ‚Transparenz‘. Sie ist absolut notwendig, um beim Kunden Enttäuschungen zu vermeiden und Potenziale voll auszuschöpfen.“ Das heißt: Die Kommunikation zwischen Industrie und Handel und das hohe Innovationstempo müssen miteinander Schritt halten.
Ein weiteres Verbandsziel des MMFA besteht in der Durchsetzung von gesicherten Produktqualitäten: Dazu sollten die internationalen Normen möglichst schnell an die Produktentwicklungen angepasst werden. Für einige Mischprodukte gibt es derzeit keine eindeutigen Bewertungen und Standards. Hier will der MMFA ansetzen, bereits im Frühjahr 2018 haben die Mitglieder beschlossen, ihr Verbands-Forschungsbudget nochmals aufzustocken. Mit der intensiven Grundlagenforschung möchte der MMFA einen Beitrag zur inhaltlichen Weiterentwicklung der internationalen Normen leisten. Auf der To-do-Liste ganz oben steht als Basisarbeit zunächst die Festlegung von sinnvollen Produkt-Clustern und geeigneten Bewertungskriterien für die unterschiedlichen Multilayer-Böden. Dadurch will der MMFA das Verständnis für die Produkte und deren Anwendung für alle Beteiligten verbessern.
Im November 2018 haben die MMFA-Mitglieder auf Ihrer Herbsttagung in Köln neue Bezeichnungen für die verschiedenen MMF-Produktgruppen beschlossen. In diesem Zusammenhang steht auch ein klares Bekenntnis des Verbands, die Produktvielfalt in dieser Sparte künftig unter dem Oberbegriff „MMF“ zu vereinheitlichen. Sebastian Wendel, Obmann des MMFA-Arbeitskreises Technik, fasst das Ergebnis zusammen: „Unsere bestehende Systematik für die MMF-Produkte bleibt erhalten, aber wir wollten uns vom Begriff der „Klassen 1, 2, 3“ verabschieden. Ab sofort unterteilen wir je nach MMF-Aufbau in Produkt-„Kategorien“, nämlich Wood, Polymer und Mixed.“
Die Kategorie „Wood“ (bislang: Klasse 1) gilt für Produkte auf Holz-basiertem Träger. Die Kategorie „Polymer“ (bislang: Klasse 2) umfasst Substrate auf Polymer- oder Polymer-Komposit-Basis und ist unterteilt in die heterogenen, (semi-)elastischen LVT-Klick-Produkte (meist gemäß EN 10582, bislang: Klasse 2A) und die steiferen Rigid-Produkte (oftmals gemäß EN 16511, bislang: Klasse 2B). „Rigid“ enthält Polymer-Klick-Produkte auf Basis von entweder EPC (Expanded Polymer Core, aufgeschäumte Mittellage) oder SPC (Solid Polymer Core, hochgefüllte Mittellage). Mixed schließlich umfasst alle anderen Aufbauten (bislang: Klasse 3). In allen drei Kategorien können als Polymere sowohl PVC als auch alternative Kunststoffe vertreten sein. Diese Systematik bildet auch weiterhin die Basis für die MMFA- Absatzstatistik, zu der die ordentlichen MMFA-Mitglieder (Hersteller) quartalsweise ihre Verkaufszahlen melden.
Die MMF-Branche investiert intensiv, um die MMF-Produkte bei Nutzung, Verlegen und Umweltfreundlichkeit immer weiter zu verbessern. Ein sehr interessantes Potenzial besitzen Produkte auf Basis biobasierter bzw. nachhaltiger, erneuerbarer Rohstoffe. Es wird mit Nachdruck an neuen Rezepturen für möglichst emissionsarme, umweltfreundliche Böden gearbeitet. Zahlreiche Markenhersteller nutzen bereits alternative Weichmacher oder sie verzichten auf herkömmliches PVC und verwenden stattdessen Polymere aus der Gruppe der Polyolefine. Andere wiederum setzen für ihre starren Produkte auf Mineralstoff-Träger. Hier erlebt der Markt gerade eine sehr spannende Dynamik bei innovativen, ökologischen Konzepten und Materialien. Diese Entwicklung sieht der MMFA positiv: Windmöller: „Wir freuen uns, wenn der Nachhaltigkeitsgedanke in unserer Branche praktisch umgesetzt wird. Auch hier können unsere Mitglieder sich zu den Pionieren zählen.“Auch 2018/2019 wächst der MMFA erneut: Ab Januar 2019 werden als neue Mitglieder die Unternehmen Tarkett France sowie der italienische Dekordrucker Neodecortech das MMFA-Netzwerk verstärken. Daher wird die MMFA-Verbandsstatistik das Marktgeschehen ab 2019 noch umfänglicher abbilden können. Zum Verband gehören derzeit 23 ordentliche, 26 außerordentliche und zwei Fördermitglieder zum Verband. Außerdem erweitert der MMFA für seine wichtigsten Abnehmermärkte das Online-Sprachangebot der Verbandwebseite www.mmfa.eu. Bereits seit Oktober 2018 sind alle fachlichen Inhalte neben Deutsch und Englisch ebenso auf Französisch abrufbar – inklusive der Technischen Merkblätter des MMFA zum kostenfreien Download. Für 2019 ist zusätzlich Niederländisch geplant. So macht der Verband seine Fachinformationen weiteren internationalen Nutzerkreisen direkt zugänglich und erhöht die Markttransparenz im Multilayer-Segment.
Außerdem arbeitet der MMFA gemeinsam mit den Branchenverbänden ECRA, ERFMI und EPLF weiter an der Etablierung des neuen europäischen Dachverbands „EuFCA – European Floor Covering Association“. Dieser „Verband der Verbände“ soll künftig am Standort Brüssel durchgängig und effektiv die Interessen der Branche vertreten.