"Räume beeinflussen unser Denken und Handeln"
Vitra - ein Unternehmen von internationalem Rang, dessen Kult-Möbel auf der ganzen Welt zuhause sind. Am 27. September 2019 laden arcade und Vitra zum Besuch
nach Weil am Rhein ein. Neben einer Führung durch das Citizen
Office sowie über den Vitra-Campus mit seinem einmaligen Ensemble
zeitgenössischer Architektur, können sich die Teilnehmer zudem über inspirierende
Vorträge zum Thema „New Work“ freuen. Mit dabei ist auch Pirjo Kiefer, Head of Interior Design Services, Vitra. Wir haben die Innenarchitektin gefragt, welche Auswirkungen die derzeitigen Umwälzungen in der Arbeitswelt auf die Büro-Interiors der Zukunft haben und warum ein Office in einer digitalisierten Welt auch Anker und Heimat sein kann.
Frau Kiefer, unsere Arbeitswelt befindet sich gewaltig im Umbruch. Die Planung und
Gestaltung von Offices hat sich in den letzten Jahren grundlegend
geändert. Welches sind aktuell die größten Herausforderungen?
Um konkurrenzfähig zu bleiben, müssen
Firmen flexibel ihre Strukturen und Arbeitsweisen an die neuen Anforderungen
anpassen. Prozesse müssen schneller werden. Das heißt mitunter agile Methoden
einzuführen, klassische Teamstrukturen aufzubrechen, cross-funktional zu denken
und langfristig flachere Hierarchien zu etablieren. Dies verändert nicht nur
die Kommunikation innerhalb eines Unternehmens, sondern auch die Anforderungen
an den Raum. Klassische Settings in geschlossenen Büros mit Besprechungsräumen
genügen diesen Anforderungen nicht mehr, hinzu kommt der Bedarf an
Flexibilität, Räume müssen einfach veränderbar sein.
Die größte Herausforderung ist aktuell diese
notwendige Flexibilität in einer Immobilie abzubilden, die noch immer nach den
Prinzipien des Taylorismus als Zweispänner gebaut werden, und nach Richtlinien
und Normen, die bereits von der Realität überholt wurden.
Arbeiten können wir längst überall. Warum ist es
dennoch wichtig ein Büro als Anker zu haben? Und was muss uns das Office heute
bieten?
Vor allem in einer digitalisierten Welt
braucht der Mensch einen Ort und eine Gruppe, der er sich zugehörig fühlt. Gut
gestaltete Büros können als Heimat fungieren. Gleichzeitig beeinflusst Raum
unser Verhalten und unser Denken. Firmen können somit die eigenen Werte subtil
intern und extern übermitteln. Neben hoher Funktionalität muss das Büro also
auch Kultur vermitteln. Ganz nach dem Motto von Chris Flink‘s d.school “Space is the «body language» of an organisation.”
Speziell bei Umstrukturierungen, also weg von
Einzel- oder Zweierbüros hin zum Open Space-Konzept, gibt es bei Mitarbeitern oft
viele Vorbehalte. Wie begegnen sie diesen in der Praxis?
Wir nehmen die Mitarbeiter mit auf eine Reise,
sensibilisieren und entwickeln die neuen Konzepte zusammen, damit schaffen wir
Verständnis und das Gefühl mitgestaltet zu haben. Am Ende ist es nur die Angst vor Neuem und
die Macht der Gewohnheit. Letztendlich ist es eine Befreiung aus einem über
Jahrzehnte kultiviertem Korsett, geboren aus dem Taylorismus. Dank der Digitalisierung gibt es kaum noch
Routinearbeit im Büro, weshalb Kollaboration und Kreativität für alle immer
wichtiger wird. Die meisten spüren diese Auswirkungen der alten Bürostrukturen
und sind froh, bereichernde Alternativen kennenzulernen und mit gestalten zu
können.
Sie möchten beim Vitra-Tag dabei sein? Hier gehts zur Anmeldung: https://www.holzmann-events.de/arcade-vitra/