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Mittwoch, 20. Mai 2020, 10:25 Uhr
Exklusiv-Interview mit Oona Horx-Strathern

"Die Chancen nach dem Shutdown"

Jeder möchte wissen, wie unsere Welt aussehen wird, wenn nach dem Lockdown der Alltag mehr und mehr zurückkehrt. Deshalb sind Oona Horx-Strathern und ihr Mann Matthias Horx ­aktuell gefragter denn je. Ihr Zukunftsinstitut hat vier Szenarien – von eher pessimistisch bis zu optimistisch – entwickelt, wie die Corona-Krise die Welt umformen kann. Szenario 1: Die totale Isolation – alle ­gegen alle. Szenario 2: Systemcrash – permanenter Krisenmodus. Szenario 3: Neo-Tribe – der Rückzug ins Private. Szenario 4: Adaption – die resiliente Gesellschaft. Egal, in welche Richtung sich die Dinge entwickeln, fest steht schon jetzt, dass nichts mehr so sein wird, wie vorher. Wir haben Oona Horx nach ihrer Einschätzung des Corona-Effekts auf die Interior-Branche befragt.


Das Zukunftsinstitut hat vier Szenarien entwickelt, wie es nach der Corona-­Krise weiter gehen kann. Alle vier sind mit durchaus gravierenden Veränderungen verknüpft. Müssen wir völlig neu denken und nichts ist mehr so wie vorher?

Oona Horx-Strathern: Absolut, es gibt keinen Trend ohne Gegentrend. Der Trend vier „Die resiliente Gesellschaft“ ist der Gegentrend zur globalisierten Konnektivität. Resilienz baut sich immer nach Krisen auf, und bedeutet Neuorientierung. Wir hatten diesen Trend nur nicht so mächtig erwartet. Hier geht es um eine neue Wir-Kultur, ­„Glokalisierung“ und Post-Individualisierung. Die vier Szenarien, die wir entwickelt haben, ändern sich zurzeit allerdings ständig. Jedes Szenario ist ein Versuch, die Welt nach bestimmten Kriterien neu zu verstehen.

Neues beängstigt die meisten Menschen, doch wenn die Starre erst einmal überwunden ist, kann ja auch etwas Positives dabei herauskommen.

Oona Horx-Strathern: Alle können im Moment zum Erfolg etwas beitragen. Das gibt den Menschen ein gutes Gefühl. Wir können zwar nur unsere Privatsphäre kontrollieren. Normalerweise hat das keinerlei Außen­wirkung, aber aktuell eben schon. Das ­haben wir ganz selten, dass alle durch einen persönlichen Akt etwas beisteuern können. Das ist großartig.

Welche Folgen hat der Rückzug ins ­Private?

Oona Horx-Strathern: Im Moment sind alle zurückhaltend in Bezug auf den Konsum. Aber viele haben in der Vergangenheit ihr Zuhause als Rückzugsort vernachlässigt. Das ist wie bei einer Tante, die man ­eigentlich immer schon anrufen wollte, aber man macht es doch nicht, weil sie immer so kompliziert ist und man schon vorher weiß, dass sie jammern wird. So ist es auch mit unserem Zuhause. Man kommt von der Arbeit, schaut sich um und denkt, dass man eigentlich mal etwas daran ver­ändern müsste. Aber es ist halt anstrengend, mit Mühe verbunden und dann lässt man es. Doch im Moment sehen die Menschen ihre Einrichtung dauernd, weil sie fast nur noch
zu Hause sind. Und das sehe ich als Super­chance für den Living-Bereich.


Oona Horx-Strathern beschäftigt sich seit vielen Jahren mit der Frage, wie die Menschen in Zukunft leben. Nun hat das Zukunftsinstitut ein White Paper mit vier möglichen Szenarien veröffentlicht, wie die Corona-Krise die Welt verändern kann.

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