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Montag, 25. Mai 2020, 09:00 Uhr
Interview mit Pia A. Döll, Präsidentin des BDIA

"Wir haben viel Verantwortung"

Seit Dezember 2019 ist Pia A. Döll neu gewählte Präsidentin des BDIA. Wir sprachen mit der leidenschaftlichen Innenarchitektin darüber, welche Schwerpunkte sie in ihrer aktuellen Position setzen möchte, wie sich das Berufsbild der Innenarchitektur gewandelt hat und wie stark die beiden Mega-Themen Digitalisierung und Nachhaltigkeit bereits in der Praxis präsent sind. Und – warum der Beruf des Innenarchitekten zu den schönsten und kreativsten gehört.


Frau Döll, Sie seit Ende letzten Jahres neue Präsidentin des BDIA. Wie fühlt sich die neue Aufgabe für Sie an?
Pia A. Döll: Es fühlt sich erst mal gut an, jetzt alle Informationen aus erster Hand zu bekommen. Allerdings ist es eine ehrenamtliche Aufgabe, d. h. man muss sich im Klaren darüber sein, dass man sein Büro in der Zeit herunterfahren muss, sonst ist es zeitlich nicht zu schaffen.

Welche Dinge liegen Ihnen in Ihrer neuen Position persönlich besonders am Herzen? Wo wollen Sie Zeichen setzen?
Pia A. Döll: Mir ist wichtig, dass die Innenarchitekten mehr gehört und gesehen werden. Die Hochbauarchitekten stellen bundesweit die größte Gruppe und wir Innenarchitekten werden, zusammen mit den Stadtplanern und Landschaftsarchitekten, in den Architektenkammern oft weniger stark wahrgenommen. Häufig wird davon ausgegangen, dass wir uns nur um die Wohnungen reicher Leute kümmern, ein bisschen die Kissen rücken und Farbe reinbringen. Aber so ist es nicht. Es sind längst nicht nur die Reichen und Schönen, für die wir arbeiten, sondern ebenso ganz andere Nutzergruppen. Wir bauen Flüchtlingsunterkünfte, Kindertagesstätten, Busstationen oder Wartehallen – Orte die sehr wichtig sind. Deshalb ist es mir ein Anliegen, deutlich zu machen, was Innenarchitekten alles leisten. Das neue BDIA Handbuch Innenarchitektur, das im Mai 2020 erscheint, legt den Fokus auf öffentliche Innenräume. Gut gestaltete Interiors in Arztpraxen oder Rathäusern sind ein wesentlicher Bestandteil unseres Lebens, hier ist gute Innenarchitektur gefordert.

Wie hat sich aus Ihrer Sicht das Berufsbild der Innenarchitekten in den vergangenen Jahren gewandelt?
Pia A. Döll: Ich würde sagen, gravierend. Natürlich im Hinblick auf die Digitalisierung, aber auch in den Strukturen hat sich viel geändert. Es gibt z.B. mittlerweile mehr angestellte Innenarchitekten als Selbständige.

Woran liegt das?
Pia A. Döll: Ich denke, das ist auch eine Generationen-Frage. Die jungen Leute haben weniger Mut, sich selbstständig zu machen und ziehen oft die sichere Anstellung vor. Und im Moment suchen die großen Büros auch händeringend (Innen-)architekten. Viele der umfangreichen öffentlichen Aufträge gehen an die großen Büros.

Ist das der Komplexität solcher Projekte geschuldet?
Pia A. Döll: Ja, zum einen – und zum anderen auch der zunehmenden Spezialisierung. Viele meiner Kollegen arbeiten überwiegend an kleinen, feinen Projekten. Das sind sehr oft Ein-Mann-, bzw. Ein-Frau-Unternehmen, 80% der Innenarchitektinnen und Innenarchitekten in Deutschland sind Frauen. Wovon interessanterweise die meisten, die in den größeren Büros arbeiten, nicht in den Chef-Etagen ankommen. Als Berufsverband ist es auch unsere Aufgabe, die Mitglieder/innen zu fördern. Über Schulungen, Austausch mit Kollegen, Netzwerke, sich gegenseitig zu unterstützen und sich für bestimmte Projekte zusammenzutun. Denn die Arbeitsfelder in der Innenarchitektur sind extrem breit gestreut. Man kann nicht alles wissen. Ich arbeite viel im Bereich Räume für Kinder/Kitas. Das ist ein völlig anderes Gebiet als die Einrichtung von Hotels oder Laden- und Messebau. Jeder Bereich hat eigene Anforderungen. Sie können nicht effektiv arbeiten und ihr Geld verdienen, wenn Sie in eine Thematik komplett neu einsteigen und sich alles neu erarbeiten müssen. Denn die ganzen Regularien, Gesetze, Voraussetzungen, Bedingungen sind immer anders. Da ist es sinnvoll, sich zu spezialisieren oder mit anderen Büros zu kooperieren.

Das Berufsbild der Architekten/Innenarchitekten hat in den vergangenen Jahren eine große gesellschaftliche Aufwertung erfahren. Empfinden Sie das auch so?
Pia A. Döll: Ja, und das ist auch enorm wichtig. Die gebaute Umwelt und der Innen­raum wirken auf uns alle. Und wie eine ­Gesellschaft funktioniert, hängt auch stark mit der Architektur und Innenarchitektur zusammen. Es macht etwas aus, wie das Rathaus gestaltet ist, ob die Bürger gerne hereinkommen oder nicht. Es macht einen Unterschied, wie Versammlungsstätten gestaltet sind, wie das Licht dort ist usw. Mir ist wichtig, deutlich zu machen, dass wir eine große Verantwortung für die gebaute Umwelt und die Menschen haben. Wir sind der Baukultur verpflichtet. Die Bundes­stiftung Baukultur zeigt das.

Das Interview führte Heike Gessulat. Lesen Sie es in voller Länge in der aktuellen arcade: Hier geht’s zum Abo.


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