Warnung vor verstärktem Verzicht auf Holznutzung
Sollte es weitere Nutzungsbeschränkungen in den Wäldern geben, drohen massive Rückschläge für Deutschlands klima- und ressourcenpolitische Ziele, warnt jetzt der Hauptverband der Deutschen Holzindustrie (HDH). Hintergrund ist eine aktuelle Studie des Thünen-Instituts, die besagt, dass Holzwirtschaft und -industrie in der Europäischen Union schon in diesem Jahrzehnt mit erheblichen Konsequenzen zu rechnen haben, wenn die EU weitere Nutzungsbeschränkungen in den Wäldern durchsetzen sollte. „Die von den Wissenschaftlern entworfenen Szenarien sind leider keine abstrakten Denkgebäude, sondern spielen sich ab vor dem Hintergrund konkreter politischer Pläne in Brüssel und Berlin”, erklärt HDH-Präsident Johannes Schwörer.
Das Autorenteam des Thünen-Instituts hat in zwei verschiedenen Szenarien berechnet, welche Konsequenzen ein verstärkter Verzicht auf die Holznutzung hätte. Demnach ist schon im Jahr 2030 in einem „Intensivszenario“ mit einem Rückgang der EU-Rundholzproduktion um 48 Prozent gegenüber dem Referenzszenario zu rechnen. In einem zweiten Szenario mit „moderaten“ Verschärfungen würde die Rundholzproduktion um etwa 9 Prozent im Jahr 2030 und um 11 Prozent zur Jahrhundertmitte fallen. Der dramatische Rückgang des Holzeinschlags im „Intensivszenario“ geht einher mit drastischen Produktionsrückgängen bei heutigen Kernprodukten der EU-Holzindustrie. So ist in diesem „Intensivszenario” mit einer Minderung der Erzeugung von industriellem Rundholz in der EU um rund 50 Prozent zu rechnen. In ähnlicher Größenordnung würde die Herstellung von Schnittholz und Zellstoff schrumpfen. Mit einem Absinken des Produktionsniveaus auf etwas mehr als 70 Prozent des Referenzwertes hätte die industrielle Produktion von Holzwerkstoffen zu kämpfen.
Gleichzeitig rechnen die Autor:innen damit, dass der Verbrauch an Schnittholz ebenso wie an Holzwerkstoffen gegenüber dem Referenzszenario praktisch konstant bleibt. Der Verbrauch in der EU kann vergleichsweise konstant bleiben, weil die EU laut den Berechnungen vermehrt Rohholz importiert und deutlich weniger Holzprodukte ausführt. Das heißt: Während Holz aus heimischer Erzeugung fehlt, wird die Nachfrage in wichtigen Segmenten u.a. durch mehr Importe gedeckt. „Die aktuelle geopolitische Lage zeigt, was die Szenarien der Studien nicht nur für die Holzindustrie, sondern auch für die gesamte Volkswirtschaft in Deutschland und anderen EU-Staaten bedeuten: Wir würden uns in einem weiteren Feld abhängiger von Importen machen. Hingegen müssen wir auf größere Unabhängigkeit in unserer Rohstoffversorgung und unseren Wertschöpfungsketten hinwirken”, mahnt HDH-Präsident Schwörer.