News huge salone interview
Donnerstag, 02. März 2023, 10:57 Uhr
Salone-Präsidentin Maria Porro im arcade-Interview

"Jede Krise geht mit einer Evolution einher"

Die Mailänder Messemacher:innen haben ihre Pläne für den kommenden Salone del Mobile (18. bis 23. April 2023) vorgestellt. Vor allem für die diesjährige Euroluce wird es ein komplett neues ­Ausstellungs-Konzept geben, wie Präsidentin Maria Porro und International Press Director ­Marva Griffin verkündeten. Bei Ihrem Besuch in Hamburg sprachen wir mit den beiden über das neue Messe-Layout, die mögliche zukünftige Entwicklung der Messe insgesamt und die not­wen­digen Veränderungen, die damit einhergehen.

Maria, Sie sind jetzt seit eineinhalb Jahren Präsidentin des Salone. Wie sieht Ihr Resumee für diese Zeit aus?
Maria Porro: Ich habe mitten in der Pandemie, also in einer wirklich schwierigen Zeit angefangen, mit dem Supersalone im September 2021 eine ganz besondere Veranstaltung zu organisieren. Mit diesem „Experiment“ haben wir nicht nur uns als Veranstalter, sondern der ganzen Industrie bewiesen, dass man Messe auch anders denken kann. Gleichzeitig hat es gezeigt, dass ein persönliches Zusammenkommen unerlässlich ist – ganz speziell für die Designbranche, in der das Berühren, Fühlen und Entdecken essenziell ist. Danach folgte der Salone 2022, der im Juni ebenfalls zu einem ungewöhnlichen Termin stattfand, erneut um ihn überhaupt möglich machen zu können. Und es war ein großer Erfolg im Hinblick auf die Zahlen, aber vor allem auf die Qualität der Aussteller und Besucher:innen. Beide Events waren große Herausforderungen, aber sie haben jedem gezeigt, dass es wichtig ist, eine Messe als gemeinsamen Bezugspunkt zu haben. Unsere Erfahrungen und Learnings aus der Pandemie, vom Supersalone und dem Salone im Juni nutzen wir nun für die Weiterentwicklung. Denn die Art, wie wir Geschäfte machen, zusammen kommen, kommunizieren, reisen etc. hat sich in den letzten Jahren stark verändert. Diese Veränderungen und neuen Bedürfnisse müssen wir verstehen und in unserem Messekonzept berücksichtigen. Deshalb wird es 2023 einige Neuerungen auf dem Salone geben.

Sie haben vor allem für die Euroluce in den Hallen 9-11 und 13-15 eine ganz neue Präsentation angekündigt. Was ist die Idee dahinter?
In über 2.000 Interviews und Gesprächsrunden haben wir uns intensiv mit Ausstellern, Besucher:innen und Interessensvertreter:innen ausgetauscht, um ihre Erwartungen und Bedürfnisse zu erfahren. Ein wichtiger Aspekt dabei war, dass sich das Thema Licht verändert hat. Vor ein paar Jahren gab es noch große Unterschiede zwischen dekorativer und technischer Beleuchtung. Heute sind diese Bereiche – auch im privaten Wohnen – viel stärker miteinander verbunden. Gleichzeitig sind Leuchten keine starren Einrichtungsobjekte. Licht kreiert Atmosphäre und Effekte und spielt damit in ganz unterschiedlichen Disziplinen und Bereichen eine Rolle – bis hin zur Kunst. Das alles hat uns zu einem neuen Hallen-Layout bewogen. Durch eine mehr organische Anordnung der Stände und Wege wollen wir den Messebesuch optimieren. Gemeinsam mit dem Mailänder Architektur- und Designstudio Lombardini22 haben wir hierfür ein Konzept erarbeitet, in dem die Wege für die Besucher kürzer werden und sie dennoch alles sehen können. Das neue Layout besteht also nicht mehr aus horizontalen und vertikalen Laufwegen, sondern einer eher ellipsenförmigen Anordnung. Angelehnt an historische Stadtzentren Italiens hat Lombardini22 einen geometrisch polygonalen Ring geschaffen, der die Nutzerfreundlichkeit dieser großen Ausstellung deutlich ­erhöht. Mit einem einfachen Rundgang ­können so alle Bereiche erschlossen werden.

Was bedeutet das für die Aussteller? Inwieweit wirkt sich das auch auf die Form der Messestände aus?
Vor allem an den „Wendepunkten“ soll es ebenfalls organisch geformte Stände geben. Das ist möglich, da es hier um Licht geht, das sich frei inszenieren lässt – bei Küchenmöbeln oder Bücherregalen wäre dies deutlich schwieriger. An diesen Wendepunkten wird es zudem Plätze zum Sitzen, Ausruhen, sich Treffen und Austauschen oder auch zum Handy-Aufladen geben. So entstehen, – ebenfalls wieder angelehnt an Stadtarchitekturen – „private“ und öffentliche Räume. Daneben ist dieses neue Ausstellungsformat gespickt mit interdisziplinären und erlebnisorientierten Inhalten, die von Architektur bis Kunst reichen. Das umfasst Ausstellungen, Vorträge, Talks, Workshops, Installationen. Kuratiert wird dieses Programm von dem bekannten Designexperten, Prof. Beppe ­Finessi, zusammen mit einer Reihe von jungen Kuratoren sowie führenden zeitgenössischen Künstlern. Hierbei spielt das Designduo Formafantasma eine zentrale Rolle, um die Euroluce in eine ideale Stadt innerhalb der neuen Präsentation zu verwandeln, öffentliche Räume zu kreieren und einen Vorgeschmack auf die mögliche zukünftige Entwicklung des Messeformats selbst zu geben. Neben den zahlreichen Produkt-Neuheiten der Aussteller, wird es also jede Menge spannenden, kulturellen Input in Sachen Licht geben, z.B. von Designern und Architekten zu ihren Entwürfen und Projekten. 

Werden durch das neue Layout die Messe­stände kleiner bzw. weniger Aussteller einen Platz bekommen?
Nein, durch die neue Anordnung können wir genauso viel Ausstellungsfläche wie sonst anbieten. Das Gute ist aber, dass wir deutlich weniger Laufwege haben, die ja eigentlich verlorener Raum sind.
Wir sind schon sehr gespannt und freuen uns riesig auf die Umsetzung. Die Pläne von Formafantasma sehen fantastisch aus, elegant, aber auch sehr respektvoll gegenüber den Ausstellern. Sie werden auf jeden Fall eine Menge Mehrwert kreieren, da sind wir uns sicher.  

Das Gespräch führten Heike Gessulat und Brit Dieckvoss.
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